Diogenes
Marlies, eine Tierpflegerin aus meiner Biberacher Zeit arbeitete in der Universitätsklinik in München und holte mich im November 1971 dorthin. Da bieb ich dann bis zum Frühjahr 1972. Bewohnte zunächst ein Zimmer bei einer alten Frau in Schwabing, noch mit Waschschüssel im Zimmer. Später gratis in einer Holzhütte neben einem Pferdestall mitten in München nahe dem Arabella-Hotel. Versorgte dafür die Pferde des Besitzer an Wochenenden.
Ein markantes Erlebnis war mein Arbeitseinsatz am Heiligabend in der Münchner Tierklinik. Da wurde von der Polizei ein junger Dackel aus einer Mülltonne geborgen. Passanten hatten diesen wimmern gehört. Er taumelte nur noch und roch nach Eierlikör aus dem Maul. Da hatten Idioten dem Tier Eierlikör eingeflösst und als das Tier davon einschlief diesen für tot gehalten einfach in der Mülltonne entsorgt.
Wir nannten ihn Diogenes. Nachdem dieser seinen Rausch ausgeschlafen hatte und sein Fall in der Münchner Abendzeitung veröffentlicht war, wollte halb München den Dackel haben.
Diese heilige Nacht in der Tierklinik mit lieben Kollegen war etwas besonderes, an die ich mich noch gerne erinnere.