Womo-Episoden

[Peter]

Ein Parkplatz an der Ostsee. Autos an Autos. Wohnmobile an Wohnmobilen, wie Sardinenbüchsen aneinandergereiht. Die Fußballreportage zum Mithören von Fenster zu Fenster, der Streit zwischen Paaren, das Schlabbern des Wassers des Hundes von nebenan.
Ein Mädchen mit prallem Busen, mit knappen grünen Kappen bedeckt, am Rücken ein großes Tattoo, steigt ein ins Auto daneben. Sieht aus wie Flügel, da eintätowiert in die feine Haut. Standarddekors auf Lebzeit eingebrannt.
Üppige Hitze brütet über dem Platz, in den Mobilen stöhnen nackte Körper und dösen benommen dahin. Am Strand nisten die Massen in Strandkörben und starren auf das kühlende Nass. Jeder Meter ist verplant, mit Gebühren belegt und dies nicht zu knapp. Im Wasser schwimmen die Abkühlung suchenden einzelnen der Menge Schar.
Der Abend gehört den Plagegeistern kleiner stechender Natur, die zu tausenden herfallen über alles was Blut hat. Die Wohnmobile werden abgedichtet und auf der Freiterrasse des Restaurants flüchten die Gäste. Ungemütliche Idylle, nichts für Individualisten, welche Ruhe suchen am Meer.
Im Hinterland der Ostsee weht ein kühlerer Wind, fast stechmückenfrei, ohne Massen an Menschen, Autos, Wohnmobilen. Gebührenfrei und mit der Ruhe, die der Individualreisende hier sucht.


Jahre später fand ich bei Tübingen neben der Bundesstraße einen wunderschönen Waldparkplatz. Da stand ich allein und legte mich schlafen. Aber immer wieder fuhren Autos eine Runde über den Platz, was nervte. Mit der Zeit wurde es unheimlich, denn die Insassen gafften alle auf mein Wohnmobil und hupten frech.
Daher fuhr ich schleunigst weiter und einige hundert Meter weiter vor dem nächsten Parkplatz hing so ein unverwechselbares Zeichen, welches auf ein Womo mit bunten Gardinen verwies. Da verstand ich, mit wem ich verwechselt wurde und fuhr lachend davon, bis ich einen ruhigeren Platz für die Nacht fand.